Weihnachtstraditionen in der Ukraine und in China

Weihnachten ist in Deutschland mit Advent, Weihnachtsbäumen, Geschenken,
Weihnachtsmärkten, Heiligabend und so vielen anderen Traditionen verbunden.
Weihnachten wird aber nicht nur in Deutschland gefeiert, sondern fast überall auf der Welt. Wie
sieht es denn in anderen Ländern aus? Da ich aus der Ukraine komme und auch eine Zeit lang in
China gelebt habe, wollte ich mein Wissen und meine Beobachtungen teilen.

 

Weihnachten in der Ukraine

Bis jetzt wurde Weihnachten in der Ukraine immer nach dem Julianischen Kalender gefeiert, also
fiel es statt auf den 24.-25. Dezember auf den 6.-7. Januar. Seit 2023 feiern Ukrainer das Fest am
25. Dezember, um von dem russischen Erbe wegzukommen. Weihnachten ist für Ukrainer nicht nur eine Möglichkeit, Zeit mit der Familie zu verbringen, sondern auch ein echtes kulturelles Erlebnis und der wichtigste Feiertag überhaupt. In den Zeiten der Sowjetunion (1922-1991) war Weihnachten in der Ukraine strengstens verboten und um Weihnachtsfeiern zu verhindern, verhängte die sowjetische Regierung oft Extraschichten.
Die ukrainische Bevölkerung fand aber trotzdem Wege, heimlich mit ihren Verwandten zu feiern.
Am Heiligabend beginnt die Feier normalerweise mit dem Erscheinen des ersten Sterns am
Himmel. Laut den Weihnachtsbräuchen sollten bis zu diesem Zeitpunkt 12 traditionelle Gerichte
auf dem Tisch stehen, die die 12 Apostel repräsentieren. Es wird am Heiligabend oft ohne tierische
Produkte gekocht, da dies früher wegen Armut auch nicht möglich war. Das Gericht, das unbedingt
da sein muss, ist Kutja: Ein Brei mit Haselnüssen, Mohn und vielen anderen Zutaten, der von
Familie zu Familie sehr unterschiedlich ist. Außerdem werden oft die ukrainischen Teigtaschen
Warenyky, Borschtsch mit Pilzen, Kohlrouladen, unterschiedliche Salate und viele andere Gerichte
gekocht. Das Essen wird mit einem Gebet eröffnet und danach gesegnet.
In der Ukraine gibt es zahlreiche Weihnachtstraditionen, über die man sehr lange reden könnte,
wie zum Beispiel Vertep. Dabei handelt es sich um ein Krippenspiel, in dem die Geburt von Jesus
nachgespielt wird. Außerdem gibt es die Sternsinger: dies sind meist Jugendliche, die von Haus zu
Haus gehen und Weihnachtslieder singen. Sie sind oft verkleidet und erbitten Spenden. In der
Ukraine gibt es auch spezielle Weihnachtsgrüße. Wenn man mit einem „Христос народився!“ („Chrystos narodywsja!“), also „Christ wurde
geboren“ gegrüßt wird, muss man darauf „Славімо його!“ („Slawimo joho!“), übersetzt „Preiset
ihn!“ antworten.
Zum Schluss ein Fun Fact: Das Lied „Carol of the Bells”, das weltweit bekannt ist, geht auf das
ukrainische traditionelle Weihnachtslied „Schtschedryk“ zurück, das in 1916 in New York vom
ukrainischen Komponist Mykola Leontowych vorgestellt wurde.

Hört doch mal rein!

 

Weihnachten in China

In China wurde Weihnachten früher nicht gefeiert, jetzt hat sich das jedoch geändert. Obwohl
Weihnachten dort kein gesetzlicher Feiertag ist, leben in China 80 Millionen Christen, die das Fest
feiern. Durch die Globalisierung gibt es in China auch immer mehr unreligiöse Menschen, die das
Fest feiern, darunter vor allem die jüngere Generation.
Für die Christen, die in China leben, werden am Heiligabend und an Weihnachten Sondermessen in den Kirchen gehalten. Außerdem gibt es in den Kirchen oft Konzerte. Für diese Menschen ist Weihnachten der wichtigste Feiertag des Jahres. Die Menschen, die nicht christlich sind, aber trotzdem Weihnachten mögen und feiern wollen, dekorieren ihre Häuser auf unterschiedliche Art und Weise u.a. mit Weihnachtsbäumen. Manche Leute kaufen einander auch Geschenke und feiern mit ihren Freunden. In Schulen werden am Heiligabend Äpfel ausgeteilt, die an dem Tag „Friedensfrucht“ heißen. Außerdem wird in den Klassen manchmal gewichtelt.
In den größten Städten Chinas gibt es Weihnachtspartys und manchmal sogar Weihnachtsmärkte.
Die chinesische Bevölkerung feiert also auch Weihnachten, nur meist ohne den religiösen
Hintergrund. Jedoch ist es nicht überall in China so, da das Land, je weiter man in den Westen
geht, immer mehr buddhistisch geprägt ist. Weihnachten wird dort nicht gefeiert und ist oft sogar
relativ unbekannt.

Olena Butorovych