Die Legende der Frau Perchta

So gut wie jedes Kind kennt die Märchengestalt Frau Holle aus den Erzählungen der Brüder Grimm.
Die Geschichte der guten fleißigen Stieftochter, die nach ihrer harten Arbeit bei Frau Holle reich belohnt wird und ihrer hässlichen, faulen Stiefschwester, die als Strafe für ihre Faulheit mit Pech übergossen wird, gehört zur Grundausstattung eines jeden Märchenbuchs.

Doch die Person der Frau Holle lässt sich noch weiter zurückverfolgen und führt zu der weitaus düstereren Sage der Frau Perchta. Diese alte Erzählung stammt aus dem alpenländischen Raum, wird aber auch in Slowenien und Teilen Tschechiens erzählt. Sie spielt zur Weihnachtszeit, speziell während der Rauhnächte, also der Zeit von Heiligabend bis zum Dreikönigstag, dem 6. Januar.
In dieser Zeit sind auch die Perchten unterwegs. Diese sind Gestalten aus dem Süddeutschen und alpenländischen Brauchtum und werden in die guten Schönperchten und die wilden Schiachperchten eingeteilt. Die einen sorgen für gute Ernten, Fruchtbarkeit und Licht, während die anderen die bösen Wintergeister zum neuen Jahr austreiben.
Mit Fellen, Holzmasken und Glocken und Birkenruten ziehen heute noch Menschen während der Rauhnachtszeit durch die Straßen.

Frau Perchta ist eine der sogenannten Perchtengestalten und hat demnach zwei Versionen, die, je nachdem wen sie besucht, variieren. Zum einen kann sie als eine wunderschöne, junge Frau erscheinen, die die braven und fleißigen Kinder besucht. Meistens jedoch zeigt sich Frau Perchta als eine alte, bucklige Frau mit langem, weißem Haar und einer großen, krummen Nase. Oftmals trägt sie dabei Lumpen und Tierfelle. Auch soll sie einen verkrüppelten Fuß haben, weswegen sie humpelt.
Es wird vermutet, dass die Figur „Perchta“ eine Art Abwandlung der nordischen Göttin Frigg sein könnte oder aus dem Althochdeutschen „peraht“, was hell und glänzend bedeutet, stammt.
Doch was genau macht Frau Perchta nun eigentlich?

Zur Weihnachtszeit zieht Frau Perchta von Haus zu Haus und belohnt in ihrer schönen Gestalt besonders brave Kinder mit Gold oder feiner Wolle In ihrer unheimlichen Gestalt bestraft sie die Kinder, die das Jahr über faul und gemein waren. Letztere bekommen vor dem Besuch der Frau Perchta noch eine letzte Chance sich zu bessern, wenn sie ihnen in einem furchtbaren Alptraum erscheint.
Die Kinder, die ihr Verhalten dennoch nicht ändern, überleben den Besuch der Frau Perchta meist nicht. Ähnlich wie in dem Märchen der 7 Geißlein füllt Frau Perchta den Bauch der Kinder mit Steinen und wirft diese anschließend in einen Brunnen. Mit ihrem üblen Atem kann sie Personen, die sie zum Beispiel an ihrer Tat hindern wollen, betäuben und blenden und manchmal sogar töten.

Zudem soll Frau Perchta sowohl die Beschützerin des ungeborenen Lebens und der Seelen verstorbener Kinder sein, welche sie an Brunnen und Teichen hütet und zudem für das Wachstum des Getreides verantwortlich sein.
Diese äußerst brutale Sage, die Kindern früher oft noch viel detailreicher erzählt wurde, soll wahrscheinlich dazu gedient haben, Kinder zum Arbeiten und Mithelfen zu Hause zu motivieren, allerdings sind wir uns heutzutage wahrscheinlich alle einig, dass diese Geschichte als Erziehungsmaßnahme etwas übertrieben war und können sie uns dafür an einem dunklen Winterabend zum Gruseln erzählen.

Quellen:
https://brauchtum.net/
https://www.geister-und-legenden.de/

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(Hannah Weiss, Q 11)